Albert Kuppe feiert nach einem Jahr Zwangspause erfolgreiches Comeback in heimischen Gefilden

„Ich musste ein paar Tränchen verdrücken“

Wenn die Oettinger Rockets Gotha vor ihren Heimspielen in der „Blauen Hölle“ einlaufen, erklingt stets die gleiche Melodie. Am vergangenen Samstag hätte jedoch gut und gerne eine Ausnahme gemacht werden können – mit Marius Müller-Westernhagens „Ich bin wieder hier, in meinem Revier…“ Denn nach mehr als einem Jahr Zwangspause kehrte Albert Kuppe, der sich Ende August 2013 einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen hatte, auf das Parkett der „Blauen Hölle“ zurück. Ein Gespräch über Zahlen, Ziele und alte Zeiten.

Albert, was fällt Dir zur Zahl 532 ein?
532? Auf Anhieb nichts. Was sollte mir denn dazu einfallen?

Das ist die Anzahl der Tage, die zwischen Deinem letzten öffentlichen Auftritt* in der „Blauen Hölle“ und Deinem Comeback am vergangenen Samstag lagen.
Echt, ach du Sch… Das hört sich an wie eine Ewigkeit. Aber ganz ehrlich: Angefühlt hat sich das für mich noch viel länger. Nicht spielen zu können, das ist die Höchststrafe!

Kannst Du in Worte fassen, was Dir am Samstag durch den Kopf ging?
Kurz vorm Einlaufen musste ich ein paar Tränchen verdrücken, das war Gänsehaut-Feeling. Hat mich selbst überrascht: Ich hätte nicht gedacht, dass das so emotional wird.

Die Fans haben ihren Teil dazu beigetragen. Als Du mit der Vorstellung an der Reihe warst, wurde es in der „Blauen Hölle“ noch lauter als es ohnehin schon war. Hast Du das registriert?
Natürlich, das war ja kaum zu überhören, ein unbeschreiblich schönes Gefühl, der Wahnsinn. Das hat mich riesig gefreut. Es macht unglaublich viel Spaß vor so einem Publikum zu spielen, erst recht nach einer so langen Pause.
Da ich ja auch in dieser Saison die Nummer 47 trage, bin ich bei der Team-Vorstellung immer als Letzter an der Reihe. In der Zeit, in der die anderen vorgestellt werden, schießen mir 1000 Dinge durch den Kopf…

…zum Beispiel?
Ach, vorm ersten Spiel am Samstag gehörte da wohl auch das Bild vom Rennpferd dazu, das vor dem Start mit den Hufen scharrt. Ich wollte einfach nur raus, wieder spielen, die Atmosphäre in der „Blauen Hölle“ genießen und dann am besten 180 Prozent geben. Vollgas!

Albert Kuppe (13/14 Gotha)

Albert Kuppe (13/14 Gotha)

War das nicht zuviel des Guten für den Anfang?
Nein. Ich möchte sowohl den Fans als auch der BiG-Organisation etwas zurückgeben. Während meiner Verletzung wurde ich von vielen Seiten toll unterstützt. Zudem ist es auch nicht selbstverständlich, dass man nach so einer Verletzung und einem Jahr Zwangspause einen neuen Vertrag bekommt. Dafür bin ich sehr dankbar. Dieses Vertrauen möchte ich in jedem Spiel rechtfertigen – eben am besten mit 180 Prozent Einsatz, so wie man mich kennt (lacht).

Gab’s nach dem Kreuzbandriss mal die Befürchtung, dass Deine Karriere als Profi beendet sein könnte?
Nein, ein Kreuzbandriss kann mich nicht aufhalten – das war mir von Anfang an klar. Für mein Comeback habe ich verdammt hart gearbeitet. Deshalb habe ich in diesem Jahr den Sommer komplett in Gotha verbracht und täglich trainiert. Das hat sich ausgezahlt. Mein Knie ist okay und stabil, ich fühle mich fit, ich denke im Spiel nicht an die Verletzung. Es ist wichtig, dass der Kopf frei ist.

Im Spiel am Samstag gegen die Bakken Bears hast Du 6 Punkte erzielt, tags darauf in der Partie gegen Würzburg schon 10 Zähler und 2 Dreier. Kommst Du von Spiel zu Spiel besser in Fahrt?
Da ist was dran, denn natürlich braucht man nach einer so langen Pause ein paar Spiele – sagen wir mal: um warm zu werden, um Spielpraxis zu bekommen. Ich denke, wenn die Saison anfängt, bin ich auf dem Level wie vor meiner Verletzung, vielleicht sogar noch besser.

Gutes Stichwort: Wo kannst Du noch besser werden?
Ach, ich muss gewiss etwas ruhiger werden, weil ich manchmal viel zu viel auf einmal will. Das habe ich übrigens auch am Samstag gemerkt. Da bin ich im ersten Spiel hoch und runter gerast wie ein Bekloppter. Nach zehn Minuten habe ich kaum noch Luft bekommen…
Aber die Voraussetzungen, um noch besser werden zu können, sind momentan so gut wie selten zuvor in meiner Karriere. Ich habe mein Studium fast abgeschlossen, habe jetzt die Möglichkeit, mich zum ersten Mal voll und ganz auf den Basketball zu konzentrieren. Diese Chance will ich nutzen, alles dafür geben, damit ich verletzungsfrei bleibe und noch einige Jahre professionell spielen kann. Das ist mein Ziel!

Du spielst seit 2010 für die Rockets, bist gemeinsam mit Dmitrij Kreis der dienstälteste Spieler in Gotha. Kannst Du Dich noch an Dein allererstes Spiel für die Rockets erinnern?
Das allererste Spiel? Test- oder Pflichtspiel?

Nehmen wir den ersten Einsatz für die Rockets!
Oh, war das vielleicht ein Testspiel gegen Magdeburg?

Nah dran, Leipzig war’s. Ein Testspiel am 12. September 2010 in der Ernestiner-Sporthalle, 64:63 gewonnen. Du hast damals 6 Punkte erzielt.
Verdammt lang her. Mensch, damals waren Dima Kreis, John Cadmus, Nino Valentic und ich neu in Gotha. Nun nehme gehe ich schon mein fünftes Jahr hier in Angriff. Das spiegelt auch wider, dass ich mich hier richtig wohl fühle. Es macht einfach Spaß, in Gotha zu spielen!

Abschließend: Welche Schlagzeile würdest Du in der Saison 2014/2015 gerne produzieren?
Wenn ich mir das aussuchen dürfte, dann natürlich diese: „Rockets steigen in die BBL auf!“ Schon allein deshalb, weil ich irgendwann einmal in der BBL spielen möchte und weil der Aufstieg im Jahr 2012 mit den Rockets so geil war. Dieses Gefühl möchte ich gerne noch mal erleben. Wenn nicht in dieser Saison, dann in der nächsten.
Aber unser gemeinsames Ziel für die Saison 2014/2015 ist die Teilnahme an den Playoffs.

Alsdann: Toi-toi-toi und vielen Dank fürs Gespräch!

 

(Oettinger Rockets Gotha)